Montag, 23. August 2021, Nassauische Neue Presse / Lokales
3 G-Regeln zur Stimmungsaufhellung
HADAMAR - Benefizkonzert mit Andy Ost - Lions spenden hohen vierstelligen Betrag
Kein Tag vergeht, an dem nicht auf die Notwendigkeit der 3 G-Re- gel hingewiesen wird. Jeder kennt die Formel, wendet sie an und wartet auf ein Ende der kräftezehrenden Pandemie. Am Samstag- abend gab es zusätzlich zu diesem 3 G-Pflichtprogramm für die all- gemeine Gesundheit einen 3 G-Stimmungsaufheller - jedenfalls für jene, die den Abend mit Comedian und Musiker Andy Ost auf dem Schlossplatz verbrachten. Der Lions Club Limburg Nassau hatte zu einem Benefizkonzert eingeladen, selbstverständlich mit dem Hinweis auf seine 3 G-Ergänzung: Gutes Wetter, guter Zweck und gute Unterhaltung, kündigte Lions-Präsident Peter Steinhauer auf dem ausverkauften Platz an, warb für das ehrenvolle Ziel der Veranstaltung, das die Not der Hochwasseropfer im Ahrtal lindern soll, und überließ Andy Ost die Bühne.
Der war bester Stimmung: Er habe in den vergangenen Monaten sehr häufig vor Autos gespielt, rief Ost in die Menge. An diesem Abend endlich wieder vor Menschen zu stehen, überwältige ihn. Sprach- oder geräuschlos machte ihn das Ambiente freilich nicht. Im Gegenteil: Bereits nach wenigen Augenblicken war das Publi- kum zu Gast im Ost'schen Familienleben, erfuhr Details zu Pla- nung und Umsetzung des Nachwuchses und wurde auf die span- nende Reise zu Andy Osts Vaterwerdung eingeladen. Das war viel- leicht ein etwas unvermitteltes Entree, das der Comedian für sein Programm gewählt hatte, zumal für den überwiegenden Teil der Zuhörer die eigenen Kreißsaal-Erlebnisse ein Weilchen zurücklie- gen dürften. Originell war dieser Einstieg dennoch, weil Ost sein Publikum sogleich in seine Show mit einbezog: Hadamar atmete sich in gemeinsamen B-Dur-Kadenzen frei.
Pastinaken an der russischen Grenze
Und das Familienkarussel drehte sich weiter: Liebeslieder aus prä- natalen Zeiten, die von Lavendelduft handeln, versachlichten sich zu musikalisch unterlegten Betrachtungen über Babynahrung. Da- bei räumte Andy Ost mit der Fehlannahme auf, bei Pastinaken handele es sich um einen berittenen Fellstamm, der die russische Grenze überwindet. Ob irgendjemand jemals geahnt habe, dass Pastinaken ein Gemüse, somit essbar und gerade für die Kleinsten überaus bekömmlich seien? Für Andy Ost war diese Entdeckung neu, und für seine Gäste auf dem Schlossplatz ebenso amüsant wie die weiteren Erkenntnisse zur Gesundheit. Ganz Corona-aktu- ell etwa lautete die Empfehlung, zu Hause Wein zu trinken, um da- durch außer Haus Leben zu retten. Die einprägsame Formel hier- zu: Inzidenz runter, Promille rauf.
Ein weiteres Themenfeld, durch das Andy Ost seine Gäste zielsi- cher führte, hieß: Selbstfindung oder Selbsterfindung, wie sie etwa die Anwärter aufs Bundeskanzleramt betreiben. Die Grünen-Politi- kerin Annalena Baerbock, die Andy Ost zufolge "1968 in Wood- stock prä-inkarniert als Gitarre von Jimi Hendrix" dabei war. Oder CDU-Mann Armin Laschet, der die Zeugen Jehovas mit einem Ge- sprächsangebot aus der Fassung bringt, weil sie bis zur Begeg- nung mit dem Kandidaten nie mehr als einen Halbsatz losgewor- den seien. Ein wenig deftiger fiel seine Beschreibung eines Schnupperkurses "Blähungen als Botschaft" aus.
Am eindrucksvollsten an diesem Abend aber waren Osts Musik- parodien. Herbert Grönemeyers Verschnitt "Sie macht Musik nur, wenn sie Kraut isst, wenn sich nachts die Decke hebt" oder die krachenden Akkorde von "I Don't Like Mondays" der Boomtown Rats, über die Andy Ost sein distanziertes Verhältnis zu Rolf Zu- ckowskis Kinderschlagern legte. Eine neue Textversion hatte Ost auch für Max Giesinger dabei, bei Eros Ramazzotti wurde die In- haltsleere des Textes mit einer Extraportion Stimmschmalz aufgewogen, und Lady Gaga könnte alles singen, solange es nicht um "Wilfried aus Kolbermoor" geht. Begleitet wurde Andy Ost auf die- sem musikalischen Höhenritt von Achim Gössl (Piano) und Mirko Sander (Gitarre) - und von 300 Gästen, die auf dem Schlossplatz einen vergnügten und unterhaltsamen Abend erlebten.
Die Spendensumme für die Hochwasseropfer in Ahrweiler rangier- te im oberen vierstelligen Bereich, sagte Lions-Präsident Peter Steinhauer.
Anken bohnhorst